Katzen sind die rücksichtsvollsten und aufmerksamsten Gesellschafter, die man sich wünschen kann.
Pablo Picasso
HALTUNG
Zum Einstieg in das Thema Katzenhaltung, möchte ich mit den rechtlichen Gegebenheiten in Österreich vertraut machen.
Die 2. Tierhaltungsverordnung beinhaltet die Bestimmungen für Haltung, Pflege und Unterkunft aller relevanten Haustierarten.
Als Mindestanforderungen für die Haltung von Katzen, werden hier folgende 11 Punkte definiert:
- Katzen dürfen nicht in Käfigen gehalten werden. Eine Ausnahme stellt die kurzfristige Unterbringung der Tiere zur veterinärmedizinischen Behandlung dar.
- Die Anbindehaltung von Katzen ist auch kurzfristig nicht erlaubt.
- Werden Katzen in Gruppen gehalten, so muss für jede Katze ein eigener Rückzugsbereich vorhanden sein.
- Kitten dürfen erst ab einem Alter von über acht Wochen vom Muttertier getrennt werden. Dies gilt jedoch nicht, wenn die Trennung aus veterinärmedizinischen Gründen zum Schutz des Muttertieres oder des Kitten erforderlich ist. Ist dies der Fall, so dürfen die Wurfgeschwister nicht vor dem Alter von acht Wochen getrennt werden. Eine Ausnahme ist nur dann zulässig, wenn dies dem Wohl der Tiere dient und die Personen, welche die Tiere in ihre Obhut nehmen, über die erforderlichen Möglichkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten zur fachgerechten Aufzucht der Welpen verfügen.
- Die Katzen sind in ausreichender Menge mit geeignetem Futter und Wasser zu versorgen.
- Räumen in denen Katzen gehalten werden sind sauber zu halten. Den Katzen muss eine ausreichende Anzahl von Katzentoiletten zur Verfügung gestellt werden, die entsprechend sauber zu halten sind.
- Den Katzen muss die Möglichkeit zum Krallenschärfen geboten werden.
- Wohnungskatzen ist Katzengras oder gleichwertiger Ersatz zur Verfügung zu stellen.
- Den Katzen müssen Beschäftigungs- und erhöhte Rückzugsmöglichkeiten geboten werden.
- Werden Katzen mit regelmäßigem Zugang ins Freie gehalten, so sind sie von einem Tierarzt kastrieren zu lassen, sofern diese Tiere nicht zur Zucht verwendet werden.
- Werden Tiere in Räumen gehalten, bei denen die Gefahr eines Fenstersturzes besteht, so sind die Fenster oder Balkone mit geeigneten Schutzvorrichtungen zu versehen.
Da der Gesetzgeber hier nur die unabdingbaren MINDESTanforderungen nennt, möchte ich nun folgend einige, mir für zukünftige Katzenbesitzer*innen wichtig erscheinende, Themen ansprechen und vor allem sehr praxisorientiert Tipps aus meiner Erfahrung weitergeben.
WICHTIG! Dieser Bericht hat nicht den Anspruch alle Aspekte der Katzenhaltung ausführlich zu behandeln, und soll keinesfalls als Ersatz für den Konsum einiger guter Bücher zu diesem Thema verstanden werden.
Ist die Entscheidung gefallen, ein Katzenhaushalt zu werden, gilt es einige Dinge zu bedenken. Ich empfehle in einem ersten Schritt aufmerksam durchs Eigenheim zu gehen. Was könnte alles potentiell für die neuen Mitbewohner*innen zur Gefahr werden? Zerbrechliche Gegenstände, giftige Zimmerpflanzen, freiliegende Stromkabel sind zu entfernen, Fenster und ggf. Freiflächen katzensicher zu machen.
Nun folgt ein zweiter Rundgang mit der Frage, wofür die neuen Mitbewohner*innen eine Gefahr darstellen könnten. Russisch Blau Kitten sind kleine Wirbelwinde, die gerne auch einmal ungestüm durch die Wohnung toben. Während dieser wilden Verfolgungsjagden kann schon einmal das ein oder andere Hindernis übersehen werden. Lieb gewonnene Zimmerpflanzen die nicht beknabbert oder ausgebuddelt werden sollten, Dekorationselemente die nicht zu Spielzeug umfunktioniert werden wollen oder teure Designermöbel, bei denen einem allein der Gedanke einer Kratzspur bereits den Angstschweiß auf die Stirn treibt, sollten besser in Sicherheit gebracht werden. Das spart eine Menge Frust und gewährleistet so ein harmonisches Zusammenleben.
Der nun freigewordene Platz möchte mit katzengerechtem Zubehör bestückt werden. Ich rate, sich dabei zunächst auf das Wesentliche zu beschränken! Gerade zu Beginn ist ohnehin alles neu und aufregend für den Familienzuwachs. Wenn sie sich erst einmal eingelebt und ihr Reich in Beschlag genommen haben, freuen sie sich umso mehr über ein neues Spielzeug.
Was aber darf bereits beim Einzug nicht fehlen?
Der Kratzbaum
In jedem Katzenhaushalt darf zumindest ein ordentlicher Kratzbaum, an strategisch wertvoller Stelle, nicht fehlen. Katzen brauchen einen Ort, an dem sie ungehemmt ihre Krallen wetzen können und der kuschelige, erhöhte Aussichtspunkte bietet.
Bei der Auswahl sollten folgende Punkte bedacht werden:
- Größe: Katzen lieben es, die Umgebung von oben zu beobachten. Hüfthohe Kratzbäume werden nicht nachhaltig überzeugen.
- Standfestigkeit: Oft haben Kratzbäume zu kleine Bodenplatten und drohen zu kippen. Das wird euren Katzen nicht gefallen und birgt Verletzungsgefahr.
- Zweckmäßigkeit: Der Kratzbaum sollte über ausreichend Dicke (min. 9 cm) und lange Säulen verfügen, damit ein ungehindertes Krallenschärfen möglich ist.
- Hygiene: Ein Punkt, den meiner Meinung nach viel zu wenige Firmen berücksichtigen, der mir aber enorm wichtig erscheint: Stoffelemente müssen abnehmbar sein, sodass sie regelmäßig in der Waschmaschine gewaschen werden können.
Beachtet man diese Punkte, sind dem eigenen Geschmack bei der Auswahl kaum Grenzen gesetzt.
Beschäftigungsmaterial
Kurz nach dem Einzug ist alles unbekannt und spannend für die Neuankömmlinge. Ich würde sie nicht mit zusätzlichen Spielsachen überfordern. Einzig eine Spielangel ist sehr gut geeignet, um ein interaktives Spielen zwischen Tier und Mensch zu fördern. Solche positiven Erlebnisse schaffen Vertrauen und helfen rasch eine enge Bindung aufzubauen.
Einmal gut eingelebt, ist der größte Feind jedes Haustieres aufkommende Langeweile. Diese führt häufig zu unerwünschten Verhaltensweisen, zu gesundheitlichen Problemen wie Übergewicht und in Folge dessen Diabetes oder schlicht zu unglücklichen Samtpfoten. Um dies zu vermeiden ist Kreativität gefragt. Es gilt, regelmäßig für neue Reize zu sorgen. Dafür ist nicht immer der Gang in den Zoofachhandel notwendig. Auch ein Spaziergang durch die Natur, oder durch den Baumarkt kann für Inspiration sorgen. Selbst mit einer leeren Versandschachtel, in zerknülltem Papier versteckten Leckereien oder einer leeren Küchenrolle kann große Freude ausgelöst werden.
Bürste
Auch wenn das Fell einer Russisch Blau keiner Pflege bedarf, sollte eine weiche Gummibürste, für regelmäßige Massage-Einheiten bereitliegen.
Futter- und Wassernäpfe
Jede Katze sollte zumindest ihren eigenen Napf haben, um Futterneid vorzubeugen. Tiere, die dazu neigen, wenig zu trinken, können mittels Trinkbrunnen zur Aufnahme größerer Wassermengen animiert werden.
Futter
Auch bei Katzen gilt der Leitsatz ‚Du bist, was du isst‘, somit ist das Beste gerade einmal gut genug für die geliebten Schützlinge. Ich möchte dieser Aussage nochmals Nachdruck verleihen, wer beim Futter spart, schadet seinen Katzen und wird mittel- bis langfristig mit struppigem Fell, Störungen des Verdauungsapparats, Zahnproblemen und Übergewicht konfrontiert sein.
Katzen sind Fleischfresser, weshalb ihr Futter einen hohen Proteingehalt aufweist. In der Natur ernähren sie sich von einer Vielzahl kleiner Beutetiere, die sie über den Tag verteilt fangen und vollständig verzehren. Um dies nachzuempfinden ist es immer ein besserer Ansatz, mehrmals am Tag zu füttern, anstatt nur eine große Portion zu reichen. Ist man mehrere Stunden nicht zu Hause, gibt es sehr praktische Futter-Automaten, die die Fütterung eurer Samtpfoten in diesen Zeitfenstern übernehmen können.
Pflanzliche Kost wird nur in geringen Mengen über den Mageninhalt ihrer Beutetiere und einige Grashalme aufgenommen. Das sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man die Liste an Inhaltsstoffen von Katzenfutter studiert. Tierische Proteinquellen sollten immer den Großteil des Futters ausmachen, Zucker hat hingegen in einem guten Futter nichts verloren.
Deshalb ist es wichtig, nur Futter mit einer eindeutigen Deklaration zu kaufen. Hersteller, die nicht konkret angeben, welche Inhaltsstoffe in welchen Mengen im Futter enthalten sind, wollen mit großer Sicherheit minderwertige Komponenten verschleiern.
Trockenfutter hat durchaus seine Existenzberechtigung. Auf Grund seiner langen Haltbarkeit ist es praktisch, sollte man in Ausnahmefällen einmal Futter für den ganzen Tag bereitstellen müssen. Als Hauptnahrung sollte aber unbedingt Feuchtfutter gewählt werden. Katzen neigen dazu, zu wenig zu trinken, weshalb ein hoher Wassergehalt des Futters von großer Wichtigkeit ist. Dies beugt vor allem auch den häufig im Alter auftretenden Nierenproblemen vor.
Wer sich intensiv in die Materie einlesen möchte, kann auch über BARF (Biologisch Artgerechtes Rohes Futter) nachdenken. Hier wird frisches, rohes Fleisch mit den notwendigen Zusätzen gereicht, was die natürlichste und meiner Meinung nach auch die gesündeste Form der Ernährung darstellt.
Ich versuche meine Kitten an das breite Spektrum der Futtervarianten zu gewöhnen, wähle dabei jedoch ausschließlich die hochwertigsten Anbieter aus, die ich finden kann. Beim Auszug gibt es selbstverständlich gewohntes Futter mit, um die Umstellung so einfach wie möglich zu machen.
Katzengras
Katzengras wird häufig als sehr wichtig für Katzen beschrieben, da es dabei helfen kann, beim Putzen verschluckte Haare wieder hochzuwürgen. Russisch Blau Katzen verlieren nur sehr wenige Haare und als Kurzhaarrasse werden verschluckte Haare auf normalem Verdauungsweg problemlos ausgeschieden. Trotzdem halte ich das Reichen von Katzengras für wichtig. Nicht nur, weil es sogar in der 2. Tierhaltungsverordnung als 8. Punkt gesetzlich vorgeschrieben ist.
Einerseits stellt Katzengras eine hervorragende Beschäftigungsmöglichkeit dar und anderseits können die Stubentiger selber wählen, ob sie einige Halme aufnehmen möchten, oder nicht.
Fertiges Katzengras im Zoofachhandel kann mit Spritzmittel kontaminiert sein. Nichts ist einfacher als Katzengras selber zu ziehen. Einfach einige Weizenkörner aus Supermarkt oder Drogerie in unbelastete Erde geben und einige Tage feucht halten. Schon nach kürzester Zeit beginnen die Halme zu sprießen. Wenn man zwei Töpfe versetzt betreibt, hat man stets frisches Katzengras zu Verfügung.
Positiver Nebeneffekt: Das Interesse Zimmerpflanzen zu beknabbern ist deutlich geringer, wenn Katzengras als Alternative angeboten wird.
Die Katzentoilette
Als Faustregel hat sich durchgesetzt immer eine Katzentoilette mehr aufzustellen, als Katzen im Haushalt leben. Dies ist wichtig, da einige Katzen gerne eine eigene Toilette für sich beanspruchen und zu Unsauberkeit neigen, wenn man diesem Bedürfnis nicht Rechnung trägt.
Als Standort wählt man ruhige Orte aus, die selbstverständlich jederzeit zugänglich sein müssen. Ich gewöhne die Kitten bereits von Anfang an, an die drei gängigen Designs, nämlich offene Wannen, solche mit Haube und mit Einsprungöffnung von oben. So gibt es im neuen zu Hause keine unbekannten Überraschungen für die Kleinen.
Ein Tipp, so manche Kommode lässt sich durch passende Öffnungen und Wannen im Inneren zu einer optisch unaufdringlichen Katzentoilette umfunktionieren.
In Punkto Katzenstreu empfehle ich ein sehr hochwertiges zu wählen. Ich habe mittlerweile Unmengen an verschiedenen Einstreu-Arten getestet und die Unterschiede in Ergiebigkeit, Staubbildung und Geruchsbindung sind wirklich enorm. Langfristig ist klumpendes Katzenstreu auf alle Fälle die beste Wahl. Es ist praktisch und hygienisch.
Unbedingt muss darauf geachtet werden, ob die Kitten aus Neugier wiederholt davon kosten. Ist das der Fall, droht ein Darmverschluss und man sollte vorübergehend auf nicht-klumpende Streu umsteigen. Ich habe solch ein Verhalten bei meinen Tieren noch nie beobachtet, aber ein wachsames Auge, mit diesem Wissen im Hinterkopf, kann nicht schaden.
Von intensiven Duft-Zusätzen halte ich persönlich wenig. Schlechte Gerüche sollen nicht überdeckt werden, sondern gar nicht erst entstehen. Befreit man das Katzenklo 2-3 Mal täglich von Hinterlassenschaften und tauscht die Streu in regelmäßigen Abständen komplett aus, kombiniert mit einer gründlichen Reinigung des Behälters, wird es zu keiner Geruchsbelästigung kommen.
Transportbox
Stabil und ausbruchssicher wird sie nicht nur für die Heimreise, sondern auch für zukünftige Impftermine in der Tierarzt-Praxis benötigt. Daher ist es besser, gleich das Endgewicht der Tiere bei der Größenwahl zu berücksichtigen.
Organisatorisches
Um die Vorbereitungen erfolgreich abzuschließen, sind noch zwei Punkte zu klären. Erstens die Frage nach der Notfallsbetreuung. Wer wird die Stubentiger in ihrer gewohnten Umgebung versorgen, sollte dies, aus Gründen wie Urlaub oder Krankheit, einmal erforderlich sein?
Zweitens ist zu entscheiden wer die tiermedizinische Betreuung übernehmen soll. Ich rate schon vor dem Einzug der neuen Haustiere Veterinär*innen in der Umgebung zu besuchen und zu prüfen, wo Sympathie und Bauchgefühl passen. So ist man im Bedarfsfall vorbereitet und muss bei der medizinischen Versorgung seiner Schützlinge keine Kompromisse eingehen.
Der Einzug
Ist der Tag des Einzugs gekommen, rate ich, zunächst nur einen Raum zu Verfügung zu stellen. So fällt es den Kitten gerade in großen Wohnungen leichter die Toilette, Futter und Wasser zu finden. In dieses Zimmer stellt man die Transportbox und öffnet sie. Die Samtpfoten brauchen nun Zeit, damit sie in ihrem eigenen Tempo die Box verlassen und den Raum erkunden können.
Es ist völlig normal, wenn sich die Tiere, die ersten ein bis zwei Tage sehr zurückhaltend zeigen. Das ist kein Grund enttäuscht oder besorgt zu sein. Waren die Kitten in ihrer gewohnten Umgebung gerade noch extrem selbstbewusst und neugierig, werden sie im neuen Heim erst einmal sichere Rückzugsmöglichkeiten ausloten, und von diesen ausgehend, nach und nach ihr neues Heim erkunden. Bedrängen und Versuche aktiv auf sie zuzugehen, sind in dieser frühen Phase meist kontraproduktiv.
Ich habe die besten Erfahrungen damit gemacht, es mir in ihrer Nähe gemütlich zu machen, ruhig vor mich hin zu sprechen und sie sonst völlig zu ignorieren. Mutigere Gesellen kommen schon nach kurzer Zeit heran, um einen zu beschnuppern, bei anderen dauert es etwas länger. Sobald sie beginnen einen zu erkunden, ist das Eis gebrochen. Nun kann man beginnen, durch das Reichen von Leckereien und gemeinsames Spielen eine intensive Bindung aufzubauen. So ist der Grundstein für eine lebenslange, treue Freundschaft gelegt.